Die eigentliche Insel Marajó ist mit rund 40.100 km²[2] etwa so
groß wie die Schweiz. Zusammen mit benachbarten, zumeist nur durch Flussläufe
von Marajó getrennten Inseln bildet sie den Marajó-Archipel, dessen Gesamtfläche
mit 49.602 km² angegeben wird.
Mitunter wird Marajó als größte Flussinsel
der Erde betrachtet. Dem steht entgegen, dass die östlichen Teile der Insel auch
das Meer berühren (Atlantik, Meeresbucht Rio Pará) und die Insel von den
Mündungsgebieten zweier Flüsse, Amazonas und Tocantins, begrenzt wird;
demzufolge ist die ebenfalls in Brasilien gelegene, vollständig vom Rio Araguaia
umschlossene Ilha do Bananal die größte Flussinsel.
Innere
Struktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Insel wird von 20
eigenständigen größeren Flüssen durchzogen.
Im Osten der Insel überwiegt
Savannenvegetation. In diesen Gebieten wird vor allem auf großen Fazendas
Viehzucht betrieben. Dort befindet sich auch der 400 km² große
Regenwasser-gespeiste Lago Arari[4], der während der Trockenzeit um 80 %
schrumpft. Heute beherbergt die Insel große Herden domestizierter Wasserbüffel.
Der Westen der Insel ist hingegen von Várzea-Wäldern dominiert.
Nördlich der
großen Savannengebiete sind Palmensümpfe anzutreffen, die von Buriti-Palmen
(Mauritia flexuosa) und Kohlpalmen (Euterpe oleracea) dominiert sind. Während
der Regenzeit werden diese Sümpfe etwa einen Meter hoch überflutet. Das
ökologische Wirkungsgefüge dieser Sümpfe ist praktisch unbekannt.
Weite
Teile der Insel sind während der Regenzeit überschwemmt. Im Küstenbereich tragen
hierzu die hohen Wasserstände des Amazonas bei und im Inneren der Insel die
starken Regenfälle. Aufgrund der regelmäßigen Überschwemmungen sind viele der
Siedlungen auf Stelzen gebaut (Palafitas).
Die wichtigsten Ortschaften
liegen im Südosten der Insel: Soure und Salvaterra. Sie verfügen über einfache
touristische Infrastruktur und werden aufgrund der einsamen und weitläufigen
Strände gerne besucht.
Umfließende Gewässer[Bearbeiten | Quelltext
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Der Inselarchipel wird im Nordwesten vom südlichen Mündungsarm
des Amazonas (Canal do Sul) begrenzt, auf der anderen Seite, im Südosten, von
der über 200 Kilometer ins Land reichenden, rund 20 Kilometer breiten
Rio-Pará-Bucht mit der Mündung des Rio Tocantins, die sich als Baja de Marajó
zum Südatlantik öffnet. Dazwischen, im Südwesten, wird der Inselarchipel von
einem Netz kanalartiger Gezeitengewässer mit wechselnder Fließrichtung begrenzt
(Rio de Breves, Furo dos Macacos, Rio Jacaré mit nördlich sich anschließender
Baia do Vieira Grande sowie zahlreiche Nebenläufe). Über diese Gewässer
erreicht, besonders bei Hochwasser, auch Amazonaswasser den Rio Pará, im Mittel
etwa 3 %.[5] Im Nordosten schließlich begrenzt der offene Atlantik die
Inselküste.
Verwaltungsbezirk Marajó[Bearbeiten | Quelltext
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Der 481.000 Einwohner (Stand: 2010) zählende Verwaltungsbezirk
Marajó (Mesorregião do Marajó, d. h.: Region mittlerer Ordnung) ist mehr als
doppelt so groß wie die Insel selbst. Es reicht insofern über die Insel hinaus,
als die meisten der 16 zugehörigen Gemeinden (Municípios) auch Gebiete auf dem
gegenüberliegenden Festland einschließen. An der Insel Marajó haben alle 16
Gemeinden Anteil:
Historische Karte der Amazonasmündung
aus Meyers
Konversationslexikon 1888
3000 Jahre alte Keramikfunde deuten auf eine frühe
Hochkultur (die Marajoara-Kultur, einer präkolumbischen Kultur) hin, die
allerdings zur Zeit der Eroberung bereits untergegangen war. Heute können
Fundstücke der Marajoara-Kultur im Museu Goeldi in Belém besichtigt werden.
Die meisten jetzigen Bewohner sind Nachfahren der Nheengaíba-Indianer, die
1659 von dem Priester António Vieira befriedet wurden und sich später mit
afrikanischen Sklaven und portugiesischen Einwanderern mischten. Ihre
Keramikkunst – aus der präkolumbischen Marajoara-Kultur – lebt noch in alter
Tradition mit ihnen fort.
Die Nheengaíba waren ein Stamm, der dem Volk der
Aruã angehörte und von den Westindischen Inseln stammte, wo sie von den Kariben
verdrängt worden waren. Seine Dialektvielfalt führte zunächst zu der Annahme, es
handele sich um viele selbständige Stämme, so die Aruaque, Mapuá, Anajá,
Guajará, Mamaiauá, Sacará und Juruna.[6]
Die Aruaque waren geschickte
Töpfer. Sie stellten außer Gebrauchswaren wie Töpfen auch Vasen, Begräbnisurnen,
Kinderspielzeug und anderes her. Ihre Keramik war meist dreifarbig dekoriert:
rot, schwarz und weiß. Sie wohnten auf aufgeschütteten Erdhügeln, den sambaquis,
die auch als Begräbnisstätten für ihre Angehörigen dienten, welche dort in
geschmückten Urnen beigesetzt wurden. Wie viele brasilianische Indiostämme und
-völker mit einst schätzungsweise 4 Millionen Angehörigen verschwanden die
letzten Aruaque im 18. Jahrhundert und mit ihnen ihre Sprachen.
Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Scharlachsichler (Guarás) auf Marajó
Marajó hat eine
vielfältige Fauna. Besonders die Vögel lassen sich auf den unbewaldeten campos
alagados (Überschwemmungsflächen) gut beobachten. Die roten Scharlachsichler
sind besonders charakteristische Vertreter der Vogelwelt von Marajó. Weiterhin
gibt es Alligatoren, Piranhas und viele Schlangenarten.
Als im Jahre 1920
ein Schiff aus Asien vor der Küste Brasiliens Schiffbruch erlitt und sank,
konnte sich eine kleine Herde von Wasserbüffeln retten und auf die Insel
schwimmen. Die Herde überlebte und breitete sich über die ganze Insel aus, die
jetzige Zahl der etwa eine halbe Tonne schweren Tiere wird auf 3 Millionen
geschätzt.
Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Wasserbüffel auf Marajó
Marajós Wirtschaft basiert
hauptsächlich auf der Büffel- und Rinderzucht sowie dem Fischfang.[6] Für die
Bewohner der Insel sind die domestizierten Wasserbüffel die wichtigsten
Nutztiere. Die Zahlenangaben hierzu schwanken zwischen einer halben Million und
3 Millionen Exemplaren. Die Büffel befinden sich überwiegend auf Fazendas, nur
wenige leben wild. Sie sind äußerst genügsam und ernähren sich von Wildgräsern,
die sie überall finden.
Die Tiere liefern hochwertiges, unbelastetes Fleisch
und Leder. Daneben wird die Arbeitskraft der Tiere genutzt für den Transport von
Waren oder Müll, für Ausritte der Touristen und für die Polizei. Im
Polizeidienst verbleiben die Tiere in einer Altersspanne von 2 bis 20, maximal
28, Jahren. Die Büffel schwimmen auch beritten sehr ausdauernd. (Geritten werden
die Büffel mit Hilfe von Gewichtsverlagerung und einem Seil im Nasenring.) Im
Gegensatz zu Pferden und Geländewagen haben die Büffel keine Schwierigkeiten mit
dem teils sumpfigen Gelände mit Mangrovenwäldern. Wenn in der Regenzeit das Land
überflutet ist und die Dörfer isoliert sind, verbleiben oft nur die Tiere als
Fortbewegungsmittel.
Neben der Rinderzucht wird auch Schweinezucht
betrieben, der Umfang liegt bei etwa 200.000 Tieren.[6]
Der Westen der Insel
mit den Várzea-Wäldern ist von Kleinbauern besiedelt, die neben der
Holzwirtschaft auch Früchte der Kohlpalme (Açaí) ernten und Kautschuk-Gewinnung
betreiben.[6]
Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
79 % der
Bevölkerung sind katholisch.[7] Die Pfarreien der Insel gehören zur
Territorialprälatur Marajó.
Source: Wikipedia Marajó